Mallorca ohne Ballermann – Logbuch Laut
Ep. 03

Mallorca ohne Ballermann – Logbuch Laut

Episode description

Mallorca im Frühling, Mallorca die Lieblingsinsel meiner Kindheit (Hallo Erobique 😉) Kaum eine Urlaubsinsel hat so viele Facetten, vor allem in der kurzen Zeit, bevor die Ballermänner kommen. Ein Logbuch Laut Podcast mit Texten aus meinem Blog.

Die Texte, die ich in diesem Podcast lese und erkläre:

Die werden mit Kopf gegessen. Frühling auf Mallorca Rote Badehose Mallorcas versteckter Ursprung Gerhart in Algaida Südost-Wind bringt den Frühling Strandbagger Bonus: der Ballermann-Hit 2026

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Moin moin liebe freunde des lauten logbooks logbuches hier ist eric euer blogger podcaster und autor.

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Kleiner Exkurs. Lustigerweise hat Google mich letzte Woche als deutschen Schriftsteller

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bezeichnet, was ich sehr lustig finde.

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Und ich leide ja am Impostor-Syndrom, also der Vorstellung, dass immer gleich

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irgendeiner um die Ecke kommt und sagt, ja, ja, Erik,

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das ist ja alles ganz schön, was du da machst, aber du bist doch eigentlich

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ein Hochstapler, du kannst das doch alles gar nicht.

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Das sind Dinge, die mich schon auch beruflich umtreiben.

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Meist befällt das nur Frauen oder öfter befällt das Frauen, aber mich befällt das auch regelmäßig.

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Das hatte ich ganz stark, als ich IT-Projektleitung in München gemacht habe.

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Ganz kleiner Exkurs am Anfang. Ihr seht mir das hoffentlich nach.

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IT-Projektleitung in München und da habe ich die ersten vier Wochen überhaupt nichts verstanden.

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Und bin dann irgendwann selber zum Gesamtprojektleiter gegangen und habe gesagt,

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du Christian, ich glaube, ich verstehe hier Bahnhof und ich kann euch nicht helfen.

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Und dann hat er mich überredet, doch weiterzumachen und mich auf das zu konzentrieren, was ich verstehe.

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Und es war mir immer ein Rätsel, wieso die Leute sich mit dem beschäftigen wollen,

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was ich dann stümperhaft so zusammengeprogelt habe.

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Aber vielleicht müssen wir einfach auch mal wieder mehr stümpern,

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mehr Sachen ausprobieren, mehr Sachen selbst machen, einfach mal machen,

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so wie diesen Podcast und die Texte, die ich zu verschiedenen Themen schreibe.

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Dieser Podcast ist ein Restart und dies ist die Folge Nummer 3 der ersten Staffel,

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also Episode 3 der ersten Staffel. Die beiden ersten Staffel.

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Episoden, thematisch über die dänische Südsee und über mein Heimat Fischerdorf

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Blankenese bei Hamburg, haben über 50 Menschen sich angehört.

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Dafür schon mal herzlichen Dank. Das lindert mein Imposter-Syndrom ein bisschen

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und man kann nicht mehr sagen,

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dass dieser Podcast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet,

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denn insgesamt seid ihr knapp 93 Menschen, die sich diesen Podcast angehört

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haben. Super, super, herzlichen Dank.

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Wenn ihr Lust habt und euch dieser Podcast oder mein Blog gefällt,

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dann schmeißt doch einen Heiermann oder den Gegenwehr zu einem Galau in der

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Schanze oder einem Bier im Cockpit, wie auch immer,

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schmeißt den doch gerne in die Kaffeekasse.

3:06

Der Link ist in der Beschreibung oder im Blog zu finden.

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Und nun geht es zum heutigen Thema.

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Das heutige Thema ist quasi meine dritte Heimat und ist eine kleine Insel,

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eine kleine balearische Insel, mitten im Mittelmeer, südlich von Barcelona und sie heißt Mallorca.

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Ja, ich war auf Mallorca das erste Mal, da muss ich so fünf,

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sechs Jahre alt gewesen sein und bin da seitdem eigentlich regelmäßig.

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In den letzten Jahren hat sich das ein bisschen angewöhnt, habe ich mir angewöhnt,

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immer bevor die ganzen Touristen einlaufen,

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so im Februar, Anfang März,

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dort mal fünf Tage abzuschalten und mich ein bisschen Kraft für den Frühling zu sammeln.

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Schon mal im Mittelmeer zu baden, dass zu dieser Zeit ungefähr die Temperatur

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der Ostsee im Juni hat, so 15, 16 Grad.

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Also da wird der Stint noch ein bisschen, das beißt noch ein bisschen,

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wenn man reingeht, aber es ist eben schon warm genug, um planschen zu gehen. Mal ganz kurz sich die,

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sozusagen die.

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Und Feuchtigkeit des Meeres um die Schultern schlungeln zu lassen.

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Wie immer habe ich euch ein paar Blog-Einträge aus meinem Blog der letzten Jahre

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zusammengesammelt, die sich mit dem Thema Mallorca beschäftigen.

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Und ich werde ein bisschen was da drumherum erzählen.

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Viele von ihnen sind in dem Format 500 Zeichen.

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Das heißt nicht so richtig lang. Es sind insgesamt eins, zwei,

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drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht Texte.

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Das heißt, dieser Podcast wird roundabout eine halbe Stunde, 40 Minuten lang.

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Und du kannst dir also was zu trinken holen oder Kekse und dich in Ruhe zurücklehnen.

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Jetzt geht es um die Lieblingsinsel der Deutschen und es ist auch tatsächlich meine.

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Wir fangen an mit einem Artikel, der heißt, die werden mit Kopf gegessen und

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handelt von Boccarones, kleinen Fischchen, die frittiert werden.

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Die werden mit Kopf gegessen, am 23. Februar 2024 habe ich das aufgeschrieben.

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In meiner Lieblingstaverne auf St. Pauli, der Taverner Placker,

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freundliche Empfehlung übrigens, streitet man gerne.

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Über Politik, Essen und das Leben an sich.

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In der jahrtausendealten Gewissheit, dass das ein und dasselbe ist.

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Als der Hamburger Sommer seine letzten großen Tage hatte, stritten sich zwei

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Oper darüber, bei welchen Sardellen man den Kopf mitessen sollte und bei welchen nicht.

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Die einen schmecken bitter, bei den anderen ist der Kopf das Beste.

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Musst du heute an die beiden denken. Ich hatte Boccarones und zwar in Campastilla

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auf dem Weg nach El Arenal.

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Da gibt es im Februar Kneipen, die schon oder noch aufhaben und wo die Leute

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alle noch ein bisschen entspannt sind, weil eigentlich nur ein paar verirrte Fahrradfahrer.

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Ansonsten ältere Leute, die auf Mallorca überwintern, übernachten und der ein

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oder andere Tourist ist und mit diesen Touristen hatte ich auch eine ganz lustige Geschichte.

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Es ist nämlich Frühling in der Regel an der Platte de Palma,

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wenn ich da hinfahre, und mit zwei Windstärken huscht eine laue Brise über den

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mit braunen Filzknödeln übersähten Sand.

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Einheimische erkennt man daran, dass sie Wollmütze und Daunenmantel tragen,

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Touristen, dass ihnen 15 Grad und Sonne warm genug sind für Shorts und Flipflops.

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Ich sitze bei einem Café Cortado in einer der wenigen offenen Bars am langen

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Fahrradweg nach Palma, als eine Dame in weißen Shorts neben mir die Kellnerin

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ruft und sagt Una weiß, wann sangria po po po.

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Das ist im Übrigen auch der Grund, warum ich blogge weil diese Momente diese,

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kleinen Zitate, die man so im Rumsitzen beim Einkaufen, im Vorübergehen aufschnappt

8:03

diese ganz, ganz kleinen Geschichten die man eben auch in 500 Zeichen erzählen kann,

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die hätte ich längst vergessen, wenn ich sie nicht aufgeschrieben hätte.

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Und ich weiß nicht, ob ich das rübergebracht habe, aber ihr müsst euch vorstellen,

8:19

ich sitze da, trinke mein Bier,

8:21

habe die Boccarones von dem Artikel davor dampfend vor mir und dann kommt diese

8:31

Frau rein, war wirklich ganz in weiß gekleidet, auch, ja,

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so ein bisschen prollschig,

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also so ein bisschen auf Dame gemacht, aber eben mit ein paar Freundinnen und

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die wollten nachmittags um 15 Uhr schon mal anfangen, sich ein bisschen in.

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Sangria-Laune zu bringen. Das war sehr lustig, für mich zumindest.

8:58

Ich hatte ja schon erzählt, dass ich schon als Kind auf Mallorca war und der

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nächste Artikel heißt Rote Badehose und ist vom 6. August 2024.

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Als Kind habe ich mich stundenlang im Wasser aufgehalten, war quasi mit meiner

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Taucherbrille und dem Schnorchel verwachsen.

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Die meisten Bilder aus dieser Zeit zeigen eine rote Badehose,

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die sich gern Himmel reckt, als ich wieder einmal hinuntertauche,

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Seeigelskelette sammeln.

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Kleine Frage, hast du oder hatten deine Eltern auch diese Seeigelskelette im

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Badezimmer hängen, auf dem Badezimmerschrank oder in der Nähe der Badewanne? Meine schon.

9:43

Also meine Mutter hatte alle sehige Skelette, die wir ihr geschenkt haben,

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hat sie sie schön rund um die Badewanne aufgereiht.

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Manchmal auch Lebende, um störende Badekonkurrenz zu vertreiben.

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Da hier nur 500 Zeichen erlaubt waren von mir selbst, habe ich die ganze Geschichte

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dahinter eigentlich nur angedeutet.

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Mein Bruder und ich hatten von meiner Mutter und ihrem Freund damals die Aufgabe,

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wenn sich irgendwelche anderen Touristen an unseren Lieblingsbadeplatz verirrt haben,

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dann haben wir lebende Seeigel hochgetaucht und die auf die Treppe,

10:26

diese Naturtreppe, in die man da ins Wasser gehen konnte,

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haben wir dann verteilt, sodass es den Leuten eher unangenehm wurde,

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dort ins Wasser zu gehen und sie ihre Sachen gepackt haben. und weitergezogen sind.

10:39

Das hat ein oder zwei Mal sehr gut geklappt.

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Kleiner Tipp. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch Seeüge gibt.

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Weiter im Text. Ich konnte ganz schön lange da unten sein, trotz Asthma.

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Manchmal habe ich mich auf den Rücken gedreht und gern Helme geguckt.

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Ja, an dieses Foto kann ich mich noch gut erinnern. Da ist so ein kleiner roter

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Popo zu sehen, der gerade beim Abtauchen fotografiert wurde.

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Am 31. März 2025 schrieb ich folgendes in mein Logbuch, das ich jetzt laut vorlese.

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Can Pastilla, lebendiger Wind aus Südwest, 21 Grad, sonnig.

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Als ich das aufnehme, haben wir Anfang Dezember und ich habe jetzt schon Winterblues

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und freue mich auch schon auf nächstes Jahr.

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Denn es sieht so aus, als würde ich dann wieder nach Mallorca fahren können.

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Mallorca, vor allem die ehemaligen Dörfer östlich von Palma, das ist Ballermann.

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So stellt man es sich vor und so ist es auch, in der Saison.

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Ende März beginnt die Saison erst ganz langsam, was man an den flink vorbeihuschtenden

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Gruppen Renndradfahrern zuerst bemerkt.

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Die Menschen sind noch ganz frisch, wie die Nächte am Strand von Campasquilla.

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Am Sonntagabend trifft sich das Dorf am Strand und findet sich in Pärchen oder

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in Gruppen zum Sonnenuntergang ein.

12:13

Wer das Ganze als Video sieht, der sieht jetzt hier wieder am Sonntagabend bei

12:18

Sonnenuntergang und der ist da eben auch früh, so gegen 18 Uhr.

12:24

Und da wird sich in kleinen Gruppen hingesetzt und Wasser oder Wein getrunken.

12:30

Klar, hier ist alles auf touristischen Konsum getrimmt, schon lange.

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Und lange wird es auch nicht mehr dauern, bis die Pauschalhorden Nordeuropas

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über Can Pastilla und El Arenal herfallen, ihren Sangria-Triput fordern.

12:45

Trotzdem finde ich überall Reste vom alten mallorquinischen Dorf,

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das sich hinter aufgefädelten Souvenirshops scheu ans Licht traut.

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Nur ein paar Meter vom Strand in der zweiten Reihe liegt in der offenen Mittagssonne

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der Dorfplatz mit einer kleinen Kirche.

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Eine Obdachlose döst dick eingemummelt, laute Einheimische streiten in der Bodega

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am Rand des Platzes über irgendwas.

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Wahrscheinlich über die Sturmprobleme ihres lokalen Fußballvereins.

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Die wesentlichen Probleme sind doch überall dieselben, hinten nicht dicht genug

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und vorne keinen Knipser.

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Und sorry, Jackson, das konnte ich dir nicht ersparen. Kleiner Hinweis auf Jackson

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Irwin, der in seiner ersten Bundesliga-Saison einfach noch kein Pflichttor für den FC St.

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Pauli hat schießen können. und das geht dem lokalen Klub in Palma auch so.

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Der der erste De Mallorca spielt, erste spanische Liga und regelmäßig Champions

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League, das ist auch alles viel zu teuer und der echte wahre Fußball ist es auch nicht.

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Dafür gibt es noch einen zweiten, der spielt immer seine Heimspiele Sonntag

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um 12 Uhr, gleich nach der Kirche kann man eben auch in die zweite Andacht gehen

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und sich Fußball angucken.

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Atletico Baleares, der Underdog unter Palmas Klubs, spielt inzwischen in der vierten Liga.

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Eine Art Altona 93 der Insel. Sehr sympathisch.

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Frito Mallorquin,

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Es gibt allerdings nichts, was den Ursprung Mallorcas besser beschreibt,

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als das Wiedereinsickern von mallorquinischer Küche.

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Seit Ende der 70er, als die Schinkenstraße ihren Namen bekam und die lokalen

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Ambitionistas das echt German Schnitzel entdeckten,

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schleicht sich die echte mallorquinische Küche zurück in die Speisekarten.

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Wie überall auf der Welt findet man auch an der Placcia de Palma die besten

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Restaurants in der zweiten Reihe.

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Wobei, eine Ausnahme gibt's, direkt am Yachthafen liegt das Restaurant No Guest.

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Als ich frage, wie lange die Küche kocht heute Abend und ob es Frito gibt,

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höre ich Seis immedia, halb sieben.

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Es ist eben noch Vorsaison und ein Lächeln huscht über das sonst strenge Gesicht

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der Wirtin. Wir machen das hier frisch und nach altem Rezept.

15:24

Für Vegetarier ist Frito nix. Herz, Nieren, Leber und sonst alles,

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was beim Schlachten übrig bleibt, wird mit Patatas in Olivenöl frittiert.

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Das macht satt.

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So satt, dass man beinahe zwingend ein Hierbas Sekas braucht,

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den lokalen Kräuterschnaps.

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Morgen streune ich wieder durch die Nachthafen und stelle mir vor,

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wie ich mal einen Winter hier verbringe an den Moorings von Can Pastilla Kleiner Seiteninfo.

16:01

Seiteninfo Seiteninfo, kleine Seiteninfo Es gibt ein weiteres Projekt von mir

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das Ein Winter auf Mallorca heißt und das hier auch verlinke,

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und wo ich einen autofiktionalen Helden einen Winter dort an Bord einer,

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Charterjacht verbringen lasse.

16:23

Könnt ihr euch auch abonnieren. Ist wie fast alles von mir kostenlos oder free plus.

16:29

Das heißt also, ihr könnt, wenn ihr wollt, mir ein kleines Bier ausgeben oder

16:34

einen Café Cortado und müsst es aber nicht. Könnt alles von mir lesen.

16:41

Links sind wie gesagt in der,

16:44

Beschreibung unten.

16:47

Dann starb im Februar diesen Jahres Gerhard Baum,

16:52

der ehemalige Grand-Senieur der FDP und Innenminister in den 70er Jahren in

16:58

Deutschland, zu der Zeit, wo die RAF ihr Unwesen trieb.

17:04

Und das erinnerte mich an etwas, was ich mit ihm zusammen erlebt hatte und zwar in Al-Gaida,

17:14

einem kleinen Ort mitten auf der Insel und zwar 1978,

17:21

der Text ist vom 23. Februar 2025.

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Al-Gaida 1978 Als sie ein Kind war, folgte auf einen heißen Herbst ein nicht

17:33

weniger heißer Frühling.

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Meine Mutter war 1978 mit ihrem neuen Freund, der ein wenig wie Christian klar

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aussah, meinem Bruder und mir auf Mallorca im Urlaub.

17:45

Wir waren die ganze Strecke in einem alten Opel Caravan gefahren,

17:49

eine Reise, an die ich nur noch romantische Erinnerungen habe.

17:54

Wir wohnten in einem kleinen Fischerdorf oberhalb eines Restaurants im ersten

17:58

Stockwerk, alle zusammen in einem Zimmer.

18:02

Mein Bruder und ich halfen in der Küche und hinter der Bar, damit die gleichaltrigen

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Kinder früher Zeit hatten, mit uns zu spielen.

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Ein paar Mal fuhren wir ins Landesindere, um essen zu gehen.

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Schnellstraßen gab es noch keine und so gerieten die Hin- und Rückfahrten zu echten Abenteuern.

18:22

Regelmäßig führte uns eine dieser Ausflüge zu Mama Al-Gayla,

18:26

einem Restaurant, das eigentlich Kaldimoni hieß und einen großen weißen Teufel

18:31

am Eingang stehen hatte, vor dem ich mich immer ein wenig gruselte.

18:35

Mama Al-Gayla hieß die Wirtin, die in dieser typischen Bodega am Grill stand

18:41

und unter räuchernden Blutwürsten und in beißendem Rauch.

18:49

Immer wenn sie uns sah, nahm sie meinen Bruder und mich in ihre ausladenden

18:53

Arme, drückte uns an sich und rief Rubios und noch was Liebenswertes auf Mallorquin.

19:02

Auch sie fand ich damals ein wenig gruselig.

19:06

Heute stehen Touristenbusse in der Saison dort Schlange.

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Ende der 70er war das Restaurant allerdings, wie vieles auf Mallorca, ein echter Geheimtipp.

19:15

Wir hatten gerade aufgegessen, als vor dem Restaurant vier weiße BMW vorfuhren,

19:21

mit Blaulicht auf dem Dach.

19:23

Ihnen entstiegen breitschultrige Männer zusammen mit dem damaligen Innenminister Gerhard Baum.

19:30

Mama Algeiler begrüßte auch ihn herzlich und platzierte ihn dann neben uns an

19:35

den langen Tisch, der die ganze Restaurantstube durchzog.

19:40

Berlin 2006 Ich arbeite in Berlin. Meine Kinder sind inzwischen beinahe so alt, wie ich es 1978 war.

19:49

Mit Hans-Ulrich Jörges hat der Stern seinen letzten Politikchef mit Profil und

19:54

bäumt sich ein letztes Mal gegen die Bedeutungslosigkeit auf.

19:58

Wie Printmedien das so machen mit einer pompösen Eröffnung eines großen,

20:04

repräsentativen, gläsernen Hauptstadtstudios.

20:08

Zur Eröffnungsparty bin ich eingeladen, weil ich damals für Berlin Online arbeite.

20:13

Trotzdem ich ein Format für den Berliner Verlag produziere, das schnell Aufmerksamkeit

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in der Stadt erlangt, fremdele ich ein wenig mit der Berliner Szene.

20:22

Ich folge der kurzen Führung, dann folge ich den netten Menschen mit den Kanapés

20:27

auf dem silbernen Tablett, schnacke hier und schaue dort und setze mich gegen

20:32

22 Uhr auf ein breites Sofa im Atrium.

20:35

Ich will noch kurz mein Glas austrinken und dann nach Hause.

20:39

»Es nehmen Ihnen noch Platz.« Gerhard Baum steht vor mir und will sich wohl

20:44

auch anwillig ausruhen.

20:45

»Klar,« antworte ich. »Kennen wir uns?«, fragt Gerhard. Wir dusen uns schnell

20:50

und ich zögere kurz mit der Antwort.

20:53

»Ja, Mama Agaida habe er geliebt,« sagte er, als ich ihm von meiner einzigen

20:58

irgendwie privaten Erinnerung an ihn erzähle.

21:02

Für das BKA ein Graus, das er dort immer hin wollte. Er lacht und winkt einen

21:08

der netten Menschen mit den silbernen Tabletts herbei.

21:11

Trinken Sie auch ein Glas Rotwein mit? Ja, gerne, sage ich.

21:15

Um uns herum wuselt die politische Szene Berlins, während wir uns in Erinnerung

21:20

an einen Mallorca verlieren, das es so nicht mehr gibt.

21:24

Wir schweifen weit aus, erinnere ich mich, diskutieren ernst über Fragen des Lebens, der Politik.

21:31

Ich erinnere mich leider nicht mehr an genaue Inhalte, nur noch daran,

21:35

dass mir dieser Mensch immer sympathischer wurde, je länger unser Gespräch dauerte.

21:40

Während ich seine Ausdauer bewunderte, lehrte sich die Party zusehends.

21:45

Drei Stunden später verabschieden wir uns. Leicht tun sehen wir uns nach,

21:50

dass man in unserem Alter ja nun auch keine Nächte mehr durchdiskutieren kann.

21:57

Köln 2025. Gerhard Baum stirbt mit 92 Jahren.

22:03

Ich habe zufälligerweise gerade eine kurze Reise nach Mallorca gebucht.

22:07

Soppa Mallorquin bei Mama Aguila steht auf dem Programm. Wie immer seit 1978.

22:15

Auch das als längere Blogpost.

22:19

Eine schöne Erinnerung, die sich über drei Stationen ergibt.

22:25

Und tatsächlich habe ich gehört, dass einer meiner Leser, der Nichte oder der

22:34

Tochter von Gerhard Baum, diesen Text geschickt hat.

22:36

Und sie fand das irgendwie ganz schön zu lesen, dass irgendwie ganz normale

22:41

Leute auch Erinnerungen an ihren Vater hatten.

22:46

So, dann springen wir nochmal ganz kurz weiter.

22:51

Hier sehen wir ein Bild vom Hafen von Campastilla.

22:56

Vor dem Hafen regen gerade Laser der Klasse Ilka ihre Segel auf.

23:03

Da gibt es nämlich ganz, ganz wilde, ganz tolle Regatten, die über ein ganz

23:10

langes Wochenende gehen.

23:14

Südost bringt den Frühling vom 6. April 2025.

23:19

Hafen von Can Pastilla, lebhafter Wind aus Südost, sonnig bei 16 Grad.

23:27

Als ich mich aus der Koje schäle, sind meine Knochen noch ein wenig steifer

23:30

als die letzten Tage schon.

23:32

Der Ziffel eines arktischen Tiefs hat seine Peitschenspitze nachts über die Insel geschickt.

23:38

Es war sternenklar und kalt, fast wie an der Ostsee im Mai.

23:43

Eine der Gewissheiten, die auch im Mittelmeer gelten, Ostenwind,

23:47

Giften, Klüsenbügel und Lüttenstint.

23:50

Gewiss, wenn er im Winter oder vor Frühling auftritt.

23:54

Anfang April und Ende November feiert die Insel ihren Frühling zweimal.

23:58

Der eine als Belohnung fürs Durchhalten, der heißen, der andere für die dunkle Zeit.

24:04

Richtig kalt wird es einem Nordlicht hier ja nie, aber die Dunkelheit,

24:09

die zehrt genauso wie zu Hause.

24:12

Ostern, so erzählt es Carmen aus der Bodega am kleinen Marktplatz vor der Kirche,

24:17

reißen wir uns auf Mallorca alle die Winterklamotten vom Leib und springen ins Meer.

24:22

Danach ist Badehose und Flipflops angesagt. Sommer. Rituelle Häutung auf Knopfdruck

24:28

quasi jedes Jahr wieder.

24:31

Der Frühling ist eben überall wann anders da, aber kommen tut er bisher immer.

24:36

Das ist gewiss, glaubt zumindest Carmen.

24:39

Ich bin mir da ja nicht mehr so sicher, deswegen bin ich ja hier.

24:43

Als ich meine Nase aus der Kajüte strecke, weht mir der kühle Wind um die Nase

24:47

und es riecht nach frischem Kaffee.

24:49

Ewalds Morgengruß aus dem Nachbarcockpit folgt dem Duft.

24:54

Ewald und Andreas sind Kölner und ein Paar. Beide sind hier bewusst vor Anker

24:58

gegangen, nicht geflohen wie ich, sondern planvoll ausgewandert.

25:03

Sie haben drei Kabinen, eine für jeden, Ewald Schnarch, sagt Andreas.

25:09

Und eine für Besuch aus dem Rheinland.

25:13

Ich bewundere so viel Voraussicht, ich handle ja eher pulsiv und zahle dann

25:18

eine Weile die Strafe für meine Panik.

25:21

Kommst du mit, fragt Ewald, wir wollen heute nach Algeila Sopa essen.

25:25

Beide haben sich ein Auto für einen Tag gemietet, für nur 10 Euro mit einem Pipapo.

25:32

In Palma und Umgebung kommt man gut mit Bus und Fahrrad aus,

25:36

es gibt sogar eine U-Bahn.

25:39

Parkplätze kosten hier so viel wie eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Bonn, sagt Andreas.

25:44

Will man aber ins Inland, kann man Busfahren auf Mallorca vergessen.

25:48

Da ist Ewald mal zufällig seiner Meinung.

25:51

Nein, danke, sage ich, da ist die Super Mallorquina eine trockene Kohlsuppe,

25:55

mein lokales Lieblingsgericht, vor allem die aus Algeida.

25:59

Aber das ist eine andere Geschichte, die ihr schon kennt.

26:03

Ich bleibe heute im Yachthafen, so der Plan. Ich will mich auf die Mode setzen

26:07

und jungen Menschen aus aller Welt zu schauen, wie sie die Copa Sophia aussegeln,

26:13

hat schon was, eine Regatta nach einer waschechten Prinzessin benennen zu können.

26:18

Seit Tagen schon wuseln 100 kleine Jollen mit ihren SigglerInnen im Hafen herum,

26:25

verwandeln diesen Ort des muffigen Luxus in etwas Lebendiges.

26:29

Das liebe ich am Segeln ja so, das kann kein anderer Sport, so unheilvoll elitär

26:35

und lebendig jung zugleich zu sein.

26:39

Laserteams aus Kiel, aus Bengalen, den USA, Indien und Australien sehe ich.

26:44

Die ganze Welt ist da und freut sich über den frischen Wind aus Südost.

26:50

Ich setze mich gemütlich auf die Mole und schaue den ganzen Tag aufs Meer.

26:56

Seglerinnen und Kiten beim Wettsegeln zu. Ein Leben in drei Ecken.

27:00

Der Winter ist vorbei, sage ich still zu mir selbst und lächle.

27:03

Das Leben auf dem Wasser beginnt wieder.

27:10

So, und irgendwann sind die 5 oder 6 Tage vorbei, dann bin ich wieder zu Hause

27:14

und erinnere mich dann ab und an nochmal an das, was ich da erlebt habe.

27:21

Und schreibe das dann auch wieder in so kleine logbuchartige Artikel auf.

27:27

Am 15. April 2025 habe ich zum Beispiel den Artikel Strandbagger geschrieben.

27:35

Neumühlen, 7 Grad bei Sonnenaufgang Auf Mallorca saß ich viel am Strand,

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ich schaute aufs Meer und den anderen Menschen beim Spielen und Baden zu.

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Sonnenbaden, denn das Mittelwehr war für ausgiebiges Planschen noch zu kalt.

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Circa 15 Grad, also so warm wie die Ostsee Ende Juni oder die Elbe.

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Alle 500 Meter lag ein muffender Haufen feuchten Seegrases, zusammengeschoben

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von einem großen Bagger.

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An einem Tag hatte ich das fast meditative Vergnügen, ihm und seinem entspannten

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Führer bei der Sisyphos-mäßigen Arbeit zuzusehen. Hin und her, hin und her.

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Ein kleiner Junge sprang aufgeregt herum und rief auf Spanisch sowas wie »Ein

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Bagger, Papa, ein Bagger!« Ruhig und aufmerksam umfuhr der Bagger Handtücher

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mit liegenden Menschen und hüpfende Jungen.

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Es ist die Zeit vor den flächendeckenden Sonnenschirmen, die gegen eine Gebühr

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einen willkommenen Schatten spenden.

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Mit viel Gerumpel und Gehämmer werden allerdings schon die Schirmdalben eingeschlagen.

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Hier arbeitet die Hälfte aller Strandbesucher.

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Ostern beginnt die Saison.

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Heute lese ich in der sehr geschätzten Elbvertiefung der Zeit Hamburg,

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Klammer auf, bei der ich das Vergnügen hatte, sie mit ins Leben rufen zu dürfen vor genau zehn Jahren.

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Sie hat nämlich letzten Monat Zehnjähriges gefeiert.

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Kann ich euch also nur empfehlen, außer meinem Logbuch-Newsletter natürlich

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auch die Zeit Elbvertiefung zu abonnieren.

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Heute lese ich in der sehr geschätzten

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Elfertiefung, dass die Hamburger Stadtreinigung ebenfalls aufrüstet.

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Zwei neue Strandbagger hat sie dieses Jahr in Betrieb genommen.

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Die beiden sollen zuverlässiger Flaschen Unrat und Müll aus dem Elbsand sieben.

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Auch in Hamburg beginnt Ostern die Strandsaison, wobei bei den Osterfeuern von

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Blankenese bis Neumühlen erstmal wieder alles dreckig wird, bevor dann im Mai

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der berühmte und kurze Hamburger Sommer kommt.

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Obwohl in Zeiten des Klimawandels, wer weiß schon, vielleicht boomen bald auch

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bei uns schattenspendende Holzschirme.

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Die werden aber sicher erst nach Ostern und nicht zu Ostern aufgebaut.

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Einheimische würden sie sonst sicher dem Feuer anvertrauen, um die Wintergeister zu vertreiben.

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Ein lustiges Ende von meinem Text. Das ist doch wundervoll.

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So, wenn du bis hierhin durchgehört hast, dann habe ich noch einen kleinen Bonus für dich.

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Das ist eine Geschichte, das ist eine wahre Geschichte, die ich dir erzähle.

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Und die auch nur entfernt mit Mallorca zu tun hat.

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Der Text heißt Balamani und ist vom 7. August 2025.

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Irgendwo bei Hemdingen auf der Bundesstraße. Vorsicht, sagt B,

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da vorne sind neue Blitzer, die wie Baumstämme aussehen.

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18 Grad gibt es im Schatten und denen gibt es reichlich, denn es regnet.

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B. und ich umfahren den inzwischen obligatorischen Vor-Elbtunnel-Stau,

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nach den Abfahrten schnell sind schon früh und ümmeln gemütlich über die Landstraße.

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Tobias hat ein Ritual, um gut einzuschlafen, sagt B. in die Stille hinein.

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So, welches denn? Er stellt sich vor, was er mit einem Millionengewinn im Lotto anfangen würde.

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Und dabei kann er einschlafen?

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Mit einem Lächeln sogar.

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Cool ich gewinne ja auch immer mal wieder aber denn nur 5 Euro oder so,

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Dann musst du ja nur noch eine Million mal gewinnen. Oder du wirst anders reich,

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sagt B. Wie denn? Ich kann noch nix.

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Ein Sommerhit am Ballermann wäre was. Dann könnten wir da hinziehen und du gehst

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abends in die Schinkenstraße zu deinen Fans.

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Hat B. wirklich gesagt.

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Dann könnten wir auch nach Mallorca ziehen, in eine eigene Finca.

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Ob ich darauf Bock hätte, ich

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weiß nicht so recht. Ich ziere mich ein bisschen. Vorsicht, ein Blitzer.

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Nein, denn nicht, sagt B, dann bleibt wohl nur der Lottogewinn.

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Okay, denke ich vorhin, als ich am Rechner sitze, dann wollen wir mal sehen.

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Ballermann-Hit, wie macht man sowas heute, klar mit einer KI.

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Und das spiele ich.

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Und so weiter und so fort. Ihr könnt euch das Ganze nochmal anhören, wenn es euch gefällt.

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Ansonsten bedanke ich mich recht, recht herzlich bei euch zum Zuhören.

33:29

Verteilt diesen Podcast, wenn er euch gefallen hat, an Freunde,

33:32

Bekannte, wenn er euch nicht gefallen hat, an Leute, die ihr nicht mögt.

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Ihr wisst schon, Verbreitung ist alles in diesem Geschäft und wenn ihr mir lauter

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Kaffee ausgebt, dann muss ich auch keinen neuen Ballermannet schreiben.

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Vielleicht seht ihr das mal so.

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Und ich bedanke mich ganz, ganz herzlich für eure Aufmerksamkeit und wünsche

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euch noch einen schönen Winter. wir sehen uns spätestens im Frühling auf Mallorca.

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Nein, wir sehen uns wahrscheinlich schon nächste Woche am Mittwoch wieder.

34:05

Denn das hat sich rausgeschält, dass am Mittwoch erscheint der Podcast.

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Also nächsten Mittwoch mit einem neuen Thema. Bis dann. Auf Wiedersehen und Moin Moin.