Neues und Altes aus Blankenese
Ep. 02

Neues und Altes aus Blankenese

Episode description

In dieser Episode von Logbuch laut tauche ich in die Geschichten und Traditionen von Blankenese ein, einem Stadtteil, der mir besonders am Herzen liegt.

Inspiriert von einem Artikel im Hamburger Abendblatt, reflektiere ich über die untypischen Diebstähle in der wohlhabenden Nachbarschaft und die sozialen Dynamiken zwischen den traditionsbewussten Blankenesern und den neu zugezogenen Wohlhabenden. Ich bespreche lebendige Traditionen wie die Osterfeuer und die Herausforderungen, mit denen die Anwohner bei der Verteidigung ihrer Bräuche gegenüber bürokratischen Regulierungen konfrontiert sind. Darüber hinaus teile ich persönliche Anekdoten über meine Vorfahren und erinnere mich an meine Kindheitserlebnisse, die die Entwicklung dieser besonderen Region und meine Verbindung dazu prägen.

Im Blog:

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Moin Moin und willkommen zur zweiten Episode meines Restarts des Podcasts Logbuch laut.

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Und ich hatte euch im ersten Teil ja schon gesagt, dass ich mir nicht sozusagen

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chronologisch die Dinge hier in diesem Podcast packe,

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sondern nach Themen sortiert und ich zu den Themen,

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zu denen ich Logbuch oder Blog-Einträge schreibe,

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für euch so ein bisschen auseinanderfissel.

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Und tatsächlich ist an dem Thema heute das Hamburger Abendblatt schuld.

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Oder die Tatsache, dass ich darüber gestolpert bin, kommt auch nachher quasi

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als Abbinder zu diesem Podcast.

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Der Artikel Blankeneser Clown und der Artikel im Hamburger Abendblatt gegenüber einem Rewe-Laden,

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der in der Nähe des Treppenviertels in Blankenese ist und dass der Inhaber dieses

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Rewe-Ladens kopfschüttelnd darüber berichtet,

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dass eben auch die reichen Leute bei ihm klauen.

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Und da muss ich eben daran denken, dass Blankeneser sind eben schon sehr eigene Leute.

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Nicht nur die Leute, die schon seit Jahrhunderten oder Familien,

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die schon seit Jahrhunderten in Blankenese wohnen, Die erkennt man denn an so

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Nachnamen wie Breckwoldt, Ion, was gibt es ja da noch?

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Ach, ihr wisst schon, daran erkennt man die.

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Die Familie Affel zum Beispiel ist auch eine sehr schöne alte Blankenese-Familie,

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aber über die will ich gar nicht so richtig viel reden oder nur Meta.

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Sondern darüber, dass es einem als Blankeneser ja oft vorkommt,

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wenn man so in Deutschland unterwegs ist, dass die Leute sagen,

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oh, du kommst doch Blankenese, dann musst du ja a.

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Reich sein und b.

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Auch ein bisschen hochnäsig. und ich gebe zu dass die blanken leser gewisse

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eigenschaften haben finde ich und die habe ich in verschiedenen blog artikeln

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schon mal besprochen und.

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Die will ich euch in diesem Podcast ein bisschen näher bringen.

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Die Eigenschaft, reich zu sein, ist übrigens keine, die für alle Blankeneser gilt.

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Es gibt auch in Blankenese Leute, die von Bürgergeld leben oder nicht viel Kohle

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haben und trotzdem es schaffen, dort zu wohnen.

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Das ist sozusagen für meinen Geschmack ein bisschen zu wenige und die von meiner

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Oma durchaus abwertend gemeinte Bezeichnung, die Zugezogenen,

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vor allem die Zugezogenen Reichen,

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die haben auch eine lustige Eigenschaft, dass sie in Nullkommanix echte Blakoneser

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geworden sind und sich über die Zugezogenen beschweren.

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Das ist quasi eine der lustigen Geschichten, die man so nebenbei,

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wenn man sich in Blankenese rumtreibt, länger so mitbekommt.

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Ansonsten gibt es natürlich viele sehr reiche Leute da und es gibt aber auch

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viele Traditionen, die auch bis heute gelebt werden und das soll der erste Text sein,

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den ich euch vorlese, denn das Logbuch laut liest Logbucheinträge und Podcast,

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hätte ich fast gesagt, und Blog-Einträge,

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unter anderem, also zwei davon sind aus meiner Reihe 500 Zeichen,

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also so, dass sie auch in einen Mastodon-Post passen.

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Das heißt, ein bisschen kürzer. Also ihr müsst keine Angst haben, es sind insgesamt...

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Fünf. Von diesen fünf sind zwei sehr kurz.

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Anfangen möchte ich mit dem Artikel vom 18.

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November 2025. Ist der geändert worden, aber ich glaube, ursprünglich ist der

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von vor fünf oder sechs Jahren.

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Ist in aller ähnlichen Form auch bei der Zeit erschienen.

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Aber hier ist sozusagen das Original oder sagen wir mal der Logbucheintrag zum

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Blankeneser Osterfeuer.

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Anarchie ist machbar, hangnachbar Jedes Jahr wetteifern in Blankenese bis zu

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vier Großfeuer miteinander Sie heißen Viereck, Knüll,

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Osten und Mühlenberg Wobei letzteres hat es sozusagen nur knapp in diese Aufzählung

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gepasst Weil Dockenhuden offiziell nicht zu Blankenese gehört Da können wir uns.

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Also heutzutage schon, aber mein Großvater hätte noch Schwierigkeiten damit

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gehabt, die Dockenhuhner und die Blankeneser in einen Topf zu schmeißen.

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Nämlich weil er Dockenhuhner war und die Blankeneser, also da gibt es ganz fiese

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Geschichten bis hin zu sozusagen Massenschlägereien mit mehreren Toten und all sowas.

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Also ich weiß nicht, ob ihr Blankenese kennt oder Dockenhuden kennt.

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Da, wo jetzt die verfallenen Reste der Esso-Tankstelle sind,

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da gab es wohl vor 100 Jahren eine Schenke, eine Kneipe, ein Dorfbums.

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Und in dem traf man sich, da verirrten sich auch Leute aus Nienstedt oder vielleicht

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sogar aus Ostdorf sogar hin.

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Auf jeden Fall die Dockenhudener führten sich da zu Hause und fühlten sich von

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den Blagnesern auch ein bisschen geärgert.

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Klammer auf, da merkt man erst wie klein die Welt war, noch für Leute wie meine

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Großeltern oder meine Urgroßeltern.

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Die mussten ja quasi zu See fahren, um so ein bisschen was von der Welt zu sehen.

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Auf jeden Fall gab es da, muss ich noch mal raussuchen, vielleicht schreibe

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ich sogar noch mal was darüber.

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Gab es auf jeden Fall sowas wie das große Hauen und Stechen und da sind auch

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Leute bei Tod gegangen. Also überhaupt nicht lustig eigentlich.

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Aber diese Zeiten, in denen man, wie mein Opa sagte, nur mit einem Knüppeln

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nach Ostdorf gehen konnte, wenn die Dämmerung einsetzte, die sind lange vorbei.

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Also ich weiß nicht, ob es das noch gibt, was es in meiner Jugend gab,

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nämlich dass wenn in Isarbrook oder in Sylldorf Feuerwehrfest ist und man als

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Blageneser da auch hingeht, dass man dann auch gleich Ärger gekriegt hat mit

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dem Bauern- und Pferdeknechtvolk, dass da so rumläuft.

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Aber ihr merkt schon, es gab auf allen Seiten ordentliche Vorurteile und deswegen

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weiß ich gar nicht, ob die Urblankenleser Mühlenberg dazuzählen.

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Heutzutage macht man es aber.

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Also Viereck, Knüll, Osten und Mühlenberg.

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Aufgebaut werden sie von den Familien, die am Hang oder im Hang wohnen.

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Bei welchem Feuer man hilft, hängt davon ab, wo man in Blankenlese wohnt.

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Meine Familie beispielsweise gehört zum Viereckfeuer, einen zentralen Veranstalter

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allerdings gibt es nicht.

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Anders als bei Demonstrationen oder Dorffesten anderer Art gibt es keinen Anmelder.

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So was hat man nie gebraucht und irgendwie wurde das auch von den Hamburger

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Behörden nie vermisst. Bis zum Jahr 2016.

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Ihr könnt sehen, so lange ist das her. Es muss auch 2016 gewesen sein.

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Also neun Jahre alt der Artikel.

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Schon am frühen Sonnabmorgen, das Holz wurde gerade kunstvoll Lage um Lage um

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einen Mittelmast gestapelt, bekam die Osterfeueraufbauer Besuch von der Polizei.

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Wer denn der Verantwortliche sei? wurde gefragt.

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Mit der Antwort, dass es wie üblich keinen gäbe, gab sich der Beamte zunächst zufrieden.

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Später am Tag, der gewaltige Turm des Viereckfeuers hatte schon eine beträchtliche

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Höhe erreicht, kam er allerdings wieder.

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Es sei verfügt worden, dass die Feuer maximal fünf Meter hoch sein dürften, teilt der Polizist mit.

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Die Feuerbauer hätten ihren Mittelmast auf die geforderte Länge abzuschneiden.

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Die Anwohner am Viereckfeuer beratschlagten kurz und weigerten sich dann,

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ihren Mittelmast abzuschneiden.

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Schließlich hing an ihm auch die Puppe, die symbolisch für den Winter steht,

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der bei diesem Brauch vertrieben werden soll.

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Das hat es noch nie gegeben. Mehr noch als die Konsequenzen eines zivilen Ungehorsams

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fürchteten sich die Blankeneser davor, den eigenen Aufbau zu zerstümmeln.

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Es wäre eine Blamage im Wettbewerb um das höchste Feuer geworden.

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Denn auch darum geht es bei dieser Tradition. Ein zu mickriges Feuer kann noch

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auf Wochen für Gesprächsstoff unter den Nachbarn sorgen.

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Bis auf das Knüllfeuer, früher das Rockerfeuer in Blagenese,

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weigerten sich alle Osterfeuer, ihren Mittelmast zu kappen.

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Lieber würden sie auf das Anzünden verzichten, teilten sie mit.

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Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt schon zahlreiche der über 10.000 Gäste angereist.

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Kleiner Nebentrack. Die Osterfeuer in Blagenese sind eigentlich jahrhundertelang

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so ein bisschen vor sich hin angezündet worden.

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Bis in den späten 70er Jahren oder Anfang der 80er Jahren Carlo von Tiedemann

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in der aktuellen Schaubude von diesen berichtet hatte und seitdem strömen,

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also aus allen umkreisenden Kreisen bis hin zu Leuten, die extra dafür nach

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Blankeniese oder nach Hamburg fahren.

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Also aus ganz Hamburg, aus Harburg, aus dem alten Land, aus Pilleberg,

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aus Quickborn, da kommen alle nach Blagenese, um sich diese Feuer anzugucken

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und sich vielleicht auch mal ordentlich einen reinzulötern,

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weil in der Regel ist es ja im März noch, wenn Ostern ist, noch ordentlich kalt.

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Das ist jetzt Exkursende. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt schon zahlreiche

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über 10.000 Gäste angereist.

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Die Feuerwehr und die Hamburg Port Authority entschlossen sich so nämlich dazu,

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das Viereckfeuer zu genehmigen, natürlich unter strenger Aufsicht.

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Wegen des starken Südostwindes und des enormen Funkenfluges wurden das Osten-

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und das Mühlenbergfeuer zunächst nicht angezündet.

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Das Feuer am Knüll wurde trotz entschärfter Höhe fünfmal in dieser Nacht abgelöscht,

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weil es der Feuerwehr zu gefährlich erschien.

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Vielleicht lagen sie damit richtig, weiß ich nicht, aber viele der Maßnahmen

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im Vorfeld waren sicherlich unnötig.

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Die Blankeneser haben ihre Feuer dennoch gefeiert, vielleicht in dieser Form zum letzten Mal.

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Wenn sich in Zukunft keine Entspannung einstellt zwischen Behörde und Anwohnern,

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nimmt diese Tradition womöglich bald ein Ende.

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Ein weiteres Kapitel einer technokratisierten Welt, in der Behörden ihre Haftungsrisiken

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begrenzen wollen und dafür das, was wir bislang als öffentliches Leben wahrgenommen haben, opfern.

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Ein schleichender Wahnsinn. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt,

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dass wir Verbote und Regulierungen kaum noch hinterfragen.

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Gemeinwesen übernehmen keine Verantwortung mehr. Die wird in Form von Drohungen

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und Verboten auf das Individuum abgeschoben. um,

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Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde man nicht genötigt,

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den gesamten Flug angeschnallt zu bleiben, weil etwas passieren könnte.

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Das war jedem selbst überlassen.

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Auch das anfangs erwähnte Verglügen auf der zugefrorenen Alster mit Boden und

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Glühwein wird in dieser von Angst geprägten Welt unmöglich.

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In der Welt des Klimawandels leider auch, aber das ist ein anderes Thema.

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Dem öffentlichen Leben in Hamburg schadet das enorm. Mit den Osterfeuern droht

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es eine weitere unverfälschte Tradition zu verlieren.

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Insofern freue ich mich über die unbeugsamen Blakenezer, über meine Nachbarn.

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Wie man hört, fragten die Erbauer des Feuers Osten noch am Sonntagvormittag

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bei der Feuerwehr nach einer Genehmigung.

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Ja, das ist jetzt neun Jahre her, die Osterfolge gibt es immer noch,

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aber es gibt auch immer noch jedes Jahr Ärger mit den Behörden,

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weil wirklich kein Mensch mehr das Risiko eingehen will, so eine Tradition am Laufen zu halten.

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Dann springe ich mal rüber und erzähle euch ein bisschen was von meinen Omis

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und Opas, die da in Blankenese aufgewachsen sind.

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Meine Familie gibt es da schon sehr lange, also die Familie meiner Mutter.

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Ich weiß nicht, welcher Ur-Ur-Ur-Opa von mir das war, aber der hat eines der

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ersten Häuser am Sylberg gebaut.

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Und war ein Knacki, soweit ich weiß.

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Er war nämlich Engländer oder zumindest in englischer Haft und hieß John Henry

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und war in Helgoland, was damals noch englische Gefängnisinsel war,

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war in Helgoland eingesperrt und wurde dann freigelassen und ist dann nicht

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wieder zurück nach Großbritannien gegangen, sondern hat sich am Sylberg niedergelassen

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und hat sich einfach seinen Namen umgedreht und sich Henry John genannt.

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Und das waren sozusagen, er war der erste John und danach kamen noch ganz, ganz viele.

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Ich hatte sowieso in meiner Kindheit hatte ich ganz, ganz viele Tanten und Onkel.

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Die waren alle miteinander verwandt.

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Wie das so ist auf dem Dorf. Ähm.

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Und Blankenese ist insofern ganz interessant, weil es eben ein Fischerdorf ist

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und um dieses Fischerdorf herum eigentlich nur Bauerndörfer waren.

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Und die haben sich vielleicht auch aus der verschiedenen Berufung heraus,

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keine Ahnung, nicht immer gut verstanden.

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Also Rissen, Isarbrook, Sylldorf vor allem und Niensteten,

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Flottbeck, das waren alles Bauerndörfer, da gab es Vogte und solche Leute und

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die gab es in Blakenese eben nie.

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Die waren alle immer ein bisschen eigen und orientierten sich eher an so anderen

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Fischerdörfern wie Finkenwerder oder so.

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Die mussten dann, weil sie keine eigene Kirche hatten, lange Zeit,

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mussten die dann zum Religionsunterricht oder am Sonntag mussten die dann rübersetzen

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von Finkenwerder nach Niedstetten und haben sich dann in Niedstetten mit den

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Blagenesern und Dockenudern und Niedstetten dann getroffen.

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Und da gab es dann auch immer ordentlich auf die Umme, wenn das stimmt,

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was mein Opa mir erzählt hat.

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Also es waren keine friedlichen Zeiten, aber das muss man sagen.

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Und deswegen erzähle ich auch mal ganz kurz von meinem Opa. Die 500 Zeichen vom 3.

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März 2025 heißen ganz ruhig.

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Mein Großvater war Seemann. Die kann ja bekanntlich nichts erschüttern.

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Wenn es um ihn herum und die Dinge um ihn herum hektisch wurden,

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beispielsweise weil er mal wieder zu lange im Schnack aufgehalten wurde,

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beim Gemüsehöker, beim Schlachter im Dorf oder direkt vor der Gartenpforte,

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Er also heillos zu spät zum Mittagessen kam,

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dann begrüßte er meine Omi und seine anwesenden Enkel, also mich und meinen

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Bruder, mit einem herzlichen, lauten und vorauseilend entschuldigendem, ganz ruhig.

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Dann sortierte er sich und seine Einkäufe gemächlich auf dem Küchentisch und

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ließ Ermahnungen und Schimpfe seiner Frau, meiner Omi, stoisch über sich ergehen.

15:59

Ganz ruhig, das werde ich nie vergessen.

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Eine andere Großmutter von mir, die allerdings schon ein bisschen länger tot

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ist und die ich nicht mehr kennenlernen konnte, meine Ur-Ur-Ur-Ur-Omi,

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konnte Warzen besprechen und Tote vorhersagen.

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Sie wurde die Hexe von Blankenese genannt.

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Zwei Dinge sind über die Generation zu mir

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überliefert wie man warzen bespricht spoiler klappt sogar und braucht nur einen

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apfel alternativ eine banane und den vollmond wie das geht kann ich euch erklären

16:41

wenn ihr wollt aber das ist nicht teil dieses podcast dann müsst ihr mir schon mal schreiben.

16:47

Und sie konnte vorhersagen dass personen von denen man träumt dass sie sterben,

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Also, dass die Personen, von denen man träumt, dass sie sterben,

17:00

Glück haben, denn sie sind es nicht, die Kapheister gehen, aber wenn man von

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jemandem träumt, dass er stirbt,

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dann stirbt irgendetwas oder irgendjemand, allerdings nicht diejenigen,

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von denen man geträumt hat. So rum ist es richtig.

17:15

Meine Omi wurde am Sülberg verschüttet, das muss man sich so vorstellen,

17:20

dass die Generationen in den Sülberg, um Sand zu holen, Sand wurde zum Beispiel

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zum Löschen von Feuern oder auch zum Bauen benutzt.

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Und da hatte man eben so einen kleinen Stollen in den Sülberg getrieben,

17:33

um schönen Sand sich rauszuholen.

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Und dann sind die halt so lange in den Stollen gelaufen, haben Sand geholt,

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bis der Stollenmann nachgegeben hat und das war meine Omi, die gerade Sand holen wollte.

17:48

Und ob das auch jemand geträumt hatte vorher, ich weiß es nicht.

17:54

Heute ist übrigens Vollmond.

17:57

Also am 17. Oktober 2024 war Vollmond. Heute natürlich nicht.

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Also wenn du es hörst, vielleicht.

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Also achte darauf, was du träumst.

18:11

So, dann lese ich euch mal den, weil das ist auch wieder von meiner Omi.

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Und Blankeneser Clown ist vom 18. November, also mein jüngster Text.

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Und in dem Text seht ihr Blumen, die ich für meine Frau geklaut habe zu ihrem Geburtstag.

18:30

Ganz schöner Strauß geworden.

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Meine Omi wäre stolz auf B gewesen. B.

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Hatte mir beim Abendbrot erzählt, dass sie am Bahnhof Blumen geklaut hat.

18:43

Dabei hat sie plietsch gewartet, bis die Fahrgäste in den Zug,

18:46

aber noch nicht aus dem Zug steigen konnten, weil ebenso viele in den Zug steigen wollten.

18:51

Eigentlich ganz schön, waren alle mit sich selber beschäftigt, nur nicht mit B.

18:56

Meine Omi kam aus Blankenese und hat mir von klein auf weiß gemacht,

19:00

dass geklaute Blumen die schönsten sind.

19:03

Eigentlich erwartete sie sogar, dass wir an ihrem Geburtstag durch die Gärten

19:08

streifen oder unschuldig guckend durch den Park schlendern und ihr die schönsten Blumen pflücken.

19:14

Das ist glaube ich inzwischen verjährt, deswegen kann ich das auch sagen.

19:17

Haben wir exzessiv betrieben, ehrlich gesagt.

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Blankeneser dürfen das, hat sie immer gesagt und dabei gelacht.

19:27

Das Klauen gibt es offensichtlich in Blankenese immer noch, auch bei den zugezogenen reichen Leuten.

19:33

Nur klauen die Wein- und Rinderfilet, wie das Hamburger Abendblatt berichtet.

19:37

Und ich zitiere vom Hamburger Abendblatt, der Artikel ist innenmal im Artikel verlinkt, als Quelle.

19:44

Die Frau, die Rinderfilet im Wert von 30 Euro im Kapuzenpulli hatte mitgehen

19:50

lassen, Sie sagte allen Ernstes zu mir, ich könne einer guten Kundin wie ihr

19:55

ja wohl naturalgrabatt gewähren. Ja, das klingt nach Blankenhese.

19:59

Und der Mann, der drei Rotweinflaschen für je 15 Euro entwendet hatte,

20:03

er antwortete auf meine Frage, warum er nicht den 5 Euro Wein genommen und mir

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dadurch weniger geschadet hätte.

20:09

Er könne seinen Gästen ja doch keinen billigen Wein vorsetzen.

20:13

Also ich meine, hallo, entschuldige mal.

20:16

Wenn schon klauen, dann klaue ich doch keinen 5 Euro Wein. Was ist das eigentlich für ein Rewe-Mann?

20:23

Ich verstehe es nicht. Ist doch logisch.

20:26

Wenn, dann klaue ich doch die Sachen, die ich mir entweder nicht leisten kann

20:30

oder nicht leisten will.

20:34

Also ich glaube, meine Omi wäre mit mir einer Meinung, Blumen für Omis sind okay.

20:40

Das allerdings können keine echten Blankeneser sein, die Kaufleute im Treppenviertel

20:44

beklauen, weil sie Angst vor dem Urteil ihrer Nachbarn haben.

20:49

Apropos Nachbarn. Nachbarn sind in Blankeneser sowieso ein besonderes Thema.

20:54

Anders als in den Bauern-Dörfern drumherum gab es im Treppenviertel schon immer wenig Platz.

21:00

Eigentlich zu wenig. Da hat man sich arrangiert oder ignoriert.

21:05

Seit 50 Jahren wird sich auch fröhlich verklagt.

21:09

Und wer mehr Geld hat, der kann eben weiter hoch in der Prozesskette streiten.

21:15

Da gibt es denn sozusagen so eine Art Hierarchie durch Rechtsschutzversicherung.

21:22

Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt Rechtsschutzversicherungen gibt,

21:25

die Nachbarstreitereien überhaupt im Lackenese noch versichern.

21:29

Ich könnte mir vorstellen, da muss man schon in seine persönliche Schatulle greifen.

21:35

Gegrüßt hat man sich aber trotzdem oder beim Osterfeuer zusammen aufgebaut und

21:39

das Holz gegen andere Feuer verteidigt.

21:41

Aber das ist ja die andere Geschichte, die ich euch schon erzählt habe.

21:48

So, Blankenese, Blankenese. Also von Blankenese aus fährt man ja auch mal wieder weg.

21:53

Deswegen habe ich einen Artikel am 19. November, ach ne, den habe ich heute

21:59

bearbeitet, dummerweise.

22:01

Ich muss das glaube ich mal ändern, dass ich das Originalerstellungsdatum wieder reinmache.

22:07

Kleiner Hinweis an mich selber. Aber das könnt ihr nur sehen,

22:10

wenn er bei YouTube mir folgt.

22:18

Oder das hier als kleines Video-Snippet seht.

22:22

Ansonsten müsst ihr euch das so vorstellen, dass als ich 16 war,

22:28

habe ich angefangen, Kutter zu segeln auf der Elbe.

22:31

Und Kutter, Jugendkutter, das war damals noch so, dass man anders als heute,

22:36

wenn es überhaupt noch Jugendkutter in Segelvereinen gibt, dann sind da immer Erwachsene mit dabei.

22:42

Das heißt also, man ist so als Jugendlicher nicht so richtig unter sich.

22:47

Das war damals noch so und natürlich hatten wir alle auch kritische Erfahrungen,

22:53

aber eigentlich haben wir die Freiheit sehr genossen.

22:56

Und der Text kommt sozusagen, kam, weil ich ein Foto von einer Bootstaufe auf

23:03

der Scharsteinwerft in Strande, wo lustigerweise heute unser Schiff liegt,

23:08

gefunden habe, als ich nach Strande gesucht habe.

23:11

Und da hatte ich mich daran erinnert, wie das denn so war mit dem Kuttersegeln damals.

23:16

Das habe ich in diesem Text verewigt.

23:20

Mit 16 begann ich Kutter auf der Elbe zu segeln.

23:24

Die Dockenhuden vom MSC Blankenese, also Mühlenberger Segelclub.

23:35

Aber schon in den 70er, 80ern gab es diese Trennung alle nicht mehr.

23:40

Ein Jugendkutter mit einer resoluten 18-jährigen Kutterführerin namens Katrin.

23:45

Ich habe den Namen und alle anderen Namen geändert, aber so ähnlich hieß sie.

23:50

Echte Erwachsene Fehlanzeige. Ich war kein Anfänger, seit meinem ersten Lebensjahr

23:56

segelte ich mit, später dann im Opti selbst.

23:59

Trotzdem wusste ich, was den Neuen blühte.

24:04

Taufe vor Parken Sand, mit Vollzeug in die Elbe.

24:09

Da hatte ich keine Lust zu und ich beschloss, die Offensive zu wählen.

24:13

Den erfahrenen Kutterseglern erklärte ich höflich, aber unmissverständlich,

24:18

dass ich im Zweifel meine körperliche Überlegenheit ausspielen würde,

24:23

wenn sie mir auf die Idee kämen, mich zu taufen. Die Drohung saß.

24:28

Mit an Bord ein schmaler Junge, mit einem Namen wie aus dem Christianneumsjahrbuch

24:34

Johann oder Nikolai, nennen wir ihn einfach Johann.

24:38

Er war der Inbegriff eines Frischlings. Klein, unerfahren, mit großen Augen, die alles aufsogen.

24:44

Ich versprach mir, ihn nach Möglichkeit aus der Schusslinie zu halten.

24:48

Unser erster Turn führte uns elbabwärts nach Wedel.

24:52

Im Hamburger Yachthafen warteten wir auf einen Nachzügler.«,

24:56

Katrin, eine Meisterin des Spiels, schickte Johann und mich zum Hafenmeister.

25:02

Der hieß Ansorge, soweit ich weiß. Auch kleiner Exkurs.

25:07

Wir hatten mal unser Schiff nach dem Motorschaden in Wedeln in längerer Zeit

25:12

liegen und da bin ich mit den Hafenmeistern ins Gespräch gekommen.

25:16

Und dann haben wir mal versucht, die Hafenmeister-Historie von Herrn Ansorge

25:24

bis zu dem aktuellen Hafenmeister.

25:25

Ich meine, es waren sieben oder acht andere Hafenmeister noch zwischen Herrn

25:32

Ansorge und ihm, aber an den konnte er sich erinnern.

25:37

Also Katrin schickte mich und Johann zum Hafenmeister Ansorge,

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angeblich um den Kompassschlüssel zu holen.

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Kein Kutter dürfe ohne freigeschalteten Kompass auslaufen, erklärte sie mit

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ironischem Ernst. Johann glaubte ihr.

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Herr Ansorge, Wettergegerbt und mit einer Prise Hamburger Humor im Augenwinkel,

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reichte Johann den Schlüssel, einen kleinen Messingschlüssel,

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der an einem mächtigen Ziegelstein hing.

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»Der kam immer weg«, murmelte er trocken und schob den Stein über den Tresen.

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Johann schleppte ihn zurück unter den belustigten Blicken aller Hafenbesatzungen.

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Selbst unsere Crew prustete los, als er keuchend an Bord kam.

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»Johann blieb gelassen. Er impugnierte mir.«.

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Der leichte Ostwind trug uns dann mit der Tide Richtung Glückstadt.

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Auf der Backskiste spielten wir Begemmen, während die Sonne langsam vor uns versank.

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Johann, der die drohende Taufe längst durchschaut hatte, wartete nicht ab.

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Kaupen hatten wir im Außenhafen von Glückstadt festgemacht, sprang er ohne Vorwarnung

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über Bord, voll bekleidet.

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Keine Chance für die anderen, ihn zu schubsen.

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Die Überraschung ließ alle kurz verstummen, dann brachen wir in Gelächter aus.

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Einer nach dem anderen sprangen wir hinterher.

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In nassen Klamotten und Gummistiefeln zogen wir los Richtung Disco.

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Der Turm hieß die, glaube ich.

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Der Boden klebte unter unsere Schritte, klatschten und wir schienen in einer

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eigenen Welt aus brackigem Elbwasser Adrenalin und Jugend zu treiben.

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Tanzen in nassen Gummistiefeln, unbequem, albern, aber unvergesslich.

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Ja, das war der Kompass-Schlüssel. Und was aus Johann geworden ist,

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weiß ich nicht. Und aus Katrin weiß ich auch nicht. Keine Ahnung.

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Aber hier seht ihr das alte, wenn ihr ein Video seht, das alte Hafenhäuschen

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von Strande und den Anleger.

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Und da haben sie dann den Jugendkurter zu Wasser gelassen. Herrlich.