Weihnachten, Dezember, kann man den Winter vorlesen?
Ep. 04

Weihnachten, Dezember, kann man den Winter vorlesen?

Episode description

(Vorlese-Podcast) - Winter, Weihnachten - Melancholie und Kerzenschein. Ein Vorlesepodcast für die letzten besinnlichen Tage des Jahres. Und immer kommt Regen darin vor ;)

Alle Ebooks und 1 Kaffe für den Vorleser gibts hier: https://ko-fi.com/ring2/shop

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Moin Moin und willkommen bei einer weiteren Episode des Logbuch laut,

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deinem Podcast für Prosa, Blog-Einträge,

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autofiktionale Logbücher, die alle aus diesem kleinen Gehirn hier in meine Prosa,

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in meine Artikel, in meine Blogposts wandern.

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Die du lesen kannst unter blog.ring2.de oder genau dort auch per Newsletter abonnieren kannst.

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Aber du hörst ja gerade den Podcast Logbuch laut,

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der sich damit beschäftigt, diese Artikel zu Themen zusammenzufassen und diese

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Artikel auch ein bisschen zu kommentieren, zu erzählen, wie ich überhaupt drauf

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gekommen bin, das zu schreiben etc.

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Vielen, vielen herzlichen Dank, weil wir uns ja für den Fall,

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dass du das gleich hörst, nachdem ich das aufgenommen habe, in den letzten Zügen

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zu Weihnachten 2025 befinden.

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Wenn du das hörst, später einmal, dann freue ich mich natürlich umso mehr.

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Aber dieser direkte Vergleich, den mache ich, um euch eine schöne Vorfestwoche zu wünschen.

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Denn wir haben heute Mittwoch und in genau einer Woche ist der Heilige Abend oder Mittwoch.

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Der Heiligabend. Oder für diejenigen, die das was anderes feiern, Lichterfest.

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Die Hochzeit von Hanukkah oder wie auch immer.

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Egal, was du feierst, ich wünsche dir eine schöne letzte Zeit auf der Rutsche nach unten,

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kurz bevor wir in ein neues Sonnenjahr starten und die Tage wieder länger und

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die Nächte kürzer werden.

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Es wird also heller, alles in allem. Erst unbemerkt dann so ab Mitte März in großen Schritten,

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nur damit im Juni das Ganze zu einem weiteren Höhepunkt kommt und von da ab

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geht es dann auch erst gemächlich, aber dann immer schneller bergab.

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Und dann finden wir uns irgendwann im November Blues wieder und im Winter und

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in der Vorweihnachtszeit,

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und nachdem ich euch von Blankenese erzählt habe, von der dänischen Südsee im

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Sommer und von Mallorca ohne Ballermann, das sind die letzten drei Episoden,

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die du entweder gehört hast oder noch hören kannst, wenn du möchtest,

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kommt jetzt eine Zusammenstellung von Texten, deren Übereinstimmung sind,

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dass sie entweder was mit Weihnachten, mit Winter oder mit dem Dezember zu tun

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haben, also passend zur aktuellen Jahreszeit.

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Ich werde sie dir vorlesen. Die zweite Geschichte, die sie gemeinsam haben, die meisten von denen,

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ist, dass sie aus meiner Phase stammen, in der ich weniger logbuchartig geschrieben

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habe, sondern eher nach der Form der Écriture-Automatik,

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einer französischen, surrealistischen,

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dadaistischen Form des Schreibens,

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der ich viele Jahre meines Lebens sehr viel Spaß hatte damit,

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sozusagen mit dem Format.

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Und da gibt es einige Texte noch in meinem Repository, die ich euch bestimmt

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ab und an mal vorlesen möchte.

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Und es sind ein paar dabei, deswegen sind es inzwischen auch insgesamt 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9.

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Aber es sind viele auch dabei, die nur 500 Zeichen lang sind.

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Also ist es ungefähr dieselbe Länge wie letztes Mal, so zwischen 30 Minuten und 45 Minuten.

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In denen kannst du dir jetzt einen Kaffee nehmen oder ein Bier oder einen Drink

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oder einen heißen Tee und ein paar Kekse bereitstellen, weil du musst jetzt nur zuhören,

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wenn ich durch meine Blog-Erinnerungen schweife.

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Das fängt chronologisch an, ist aber nicht im selben Jahr entstanden,

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sondern die Blog-Posts starten Ende November und sind Anfang Januar wieder vorbei.

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Der erste, den ich euch.

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Vorlesen möchte, ist vom 26. November 2013, also geschlagene zwölf Jahre alt,

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und heißt Erinnerungen an ein Azorenhoch.

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Der Himmel sieht aus wie geschlagen. Fein verästelte Wolken,

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so fein und verwundbar wie Jackenfutter, ziehen geschlossen nach Südwest.

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So wie ich und die anderen, die ausprobieren wollen, ob man den Frühling im

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Dezember finden kann, ohne zu zerreißen.

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Dort, wo Herbststürme geboren werden, nächste Woche.

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Schon ziemlich Echritur-Automatik-mäßig gewesen.

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Am 2. Dezember 2025, also dieses Jahr, habe ich geschrieben,

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heute Morgen bin ich von einem glühenden Orange geweckt worden,

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das so nur der Norden zustande bringt.

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Das Morgenrot leuchtete über Hamburg, als würde der Himmel brennen.

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Wetterkundige wissen, was das zu bedeuten hat.

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»Morgen road goat weather toad«, hat meine Omi immer gesagt,

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und tatsächlich, nur eine Stunde später wird das Orange immer fahler,

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scheint nur noch blass durch die Wolken, bevor es jetzt eben gerade der Regen einsetzt.

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Irgendwie schade und schön zugleich, dass die Sonne sich unter Zeugen und gebührend

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dievenhaft verabschiedet, vielleicht sogar für dieses Jahr.

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Das sind die kleinen Highlights des Dezembers. Noch 20 Tage und dann wird es

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wieder früher hell und abends später dunkel.

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So ein glühender Sonnenuntergang hat nämlich auch was.

6:09

Update. Stefan Boden, einer der segelnden Autoren, die ich auch sehr gerne mag,

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also nicht nur die paar Mal, die wir uns getroffen haben, sondern auch seine Bücher,

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der hatte vor ein paar Jahren angefangen, also ungefähr Anfang Dezember pro

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Tag auf Facebook zu posten, wie viele Tage es noch bis Frühlingsanfang sind. Und zwar nicht zum.

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Meteorologischen, sondern zum,

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phäneologischen Frühlingsanfang. Aber Frühlingsanfang, anderes Thema,

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hatten wir hier auch schon in den Episoden.

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Jetzt ist der Frühling weit weg oder er kommt eben wie die Hochpeitsche aus

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dem Mittelmeer gerade, kommt eben ab und an auch im Dezember besuchen.

7:00

Kleinere Regenpausen hatte ich zu beschreiben am 9. Dezember 2024.

7:07

Heute ist Montag, der Wind kommt lebhaft aus Nordost.

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In Böen erreicht er 25 Knoten, was gegen allen schon das erste Reff bedeuten würde.

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An Segeln ist aber nicht zu denken im Dezember, höchstens zu träumen.

7:24

Anders als man der Online-Existenz erfindet sich Segeln ja nicht jedes Jahr neu.

7:30

Seit 2010 auf eigenem Kiel, bei Kiel, hihi, segle ich inzwischen länger im World

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Wide Web auf eigenem Server.

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2004 begann ich damit, meinen Web-Alltag in einen Weblog zu schreiben.

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Ich war über diese neue Form des Publizierens gestolpert, als ich einen Artikel

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zu einem neuen Buch las, das der Autor quasi als Appendix zu seinem eigentlichen Roman herausbrachte.

7:59

Das Weblog zum Buch.

8:02

Seitdem blogge ich und seitdem suche ich den passenden Stil,

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das für mich passende Format.

8:09

Die letzten anderthalb Jahre, also inzwischen die letzten zweieinhalb Jahre,

8:13

habe ich mich auf 500 Zeichen beschränkt und frage mich, ob ich das nun auflösen soll.

8:19

Wieder mehr Logbuch, mehr Aktualität, wobei ich die Literarisierung meiner Texte fortführen möchte.

8:28

Ab Mittag werden die Regenpausen länger.

8:31

So klingen gute Nachrichten im Spätherbst. Markus ruft an. Ich muss auflegen.

8:38

Der mit K aus Köln? Ja, der. Es geht sicher wieder über Habeck. Bis morgen dann.

8:48

Da habe ich ja dann gleich mit dem Logbo angefangen. Und Markus,

8:52

der Kölner, der wird, da er keine Podcasts hört, auch diesen Podcast nicht hören.

8:58

Ich kann also über Markus herziehen, wie ich möchte.

9:03

Nein, also der Kölner, der kommt ab und an mal vor in meinen Logbüchern,

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in den Autofiktionalen.

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Und das, was er tut und sagt und macht, ist natürlich auch fiktional. Oder,

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Über echt. Also die Figur, die dahinter steht, mein Freund M.

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Aus Köln, der hat ganz, ganz viele Dinge, die ich ihm andichte hier im Blog

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gar nicht getan oder gesagt, sondern er ist quasi zu einer Überfigur geworden

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und in diesen Blog gewandert.

9:37

Eine ganz kleine Anmerkung von mir, weil lesen tun mich ja auch Menschen,

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die mich auch privat kennen und die dann irgendwie so Sachen sagen wie, hä,

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ich habe gelesen, du hast den Winter, du hast den Herbst oder du hast die und die Meinung.

9:54

Und dann denke ich so, nein, das ist nicht meine Meinung, sondern die vom Protagonisten,

10:01

der in autofiktionalen Zusammenhängen natürlich auch immer irgendwie ich bin, aber auch nicht.

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Und das ist, wenn wir jetzt mal bei der kleinen Regenpause nochmal kurz stehen

10:13

bleiben, ist das natürlich das Problem mit dem autofiktionalen Format, was mich auch.

10:20

Denn wir haben ja wieder Jahresende und ich denke schon wieder darüber nach,

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wie man nächstes Format für 2026 passend wäre.

10:30

Und erstens ist mir aufgefallen, dass ich die 500 Zeichen so ein bisschen vermisse,

10:34

die werde ich garantiert wieder neu auflegen.

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Dann ist mir aufgefallen, dass ich sehr gerne literarisch schreibe und Prosals

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schreibe, mir also Sachen ausdenke, die natürlich, wie bei vielen Schriftstellern

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oder Autoren oder Autorinnen,

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aus meiner persönlichen Lebenserfahrung und meiner persönlichen Lebenssituation

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natürlich sich speisen.

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Man kann sich schlecht Dinge zu 100% ausdenken, ohne auch nur eine kleine persönliche

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Beziehung dazu zu haben.

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Es fällt einfach leichter, man fällt sich in diesen, man schlägt.

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Findet sich in dieser Welt einfach auch sofort viel besser zurecht,

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wenn man in so einer Welt schon mal gesegelt ist oder getravelt oder wenn man

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sich an Kleinigkeiten erinnert,

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wie zum Beispiel Bodegas riechen auf Mallorca und Weinfässer und die Menschen,

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die diesen Wein kultivieren,

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was das für Leute sind, wenn man die mal kennengelernt hat. und.

11:43

Deswegen überlege ich, also ich will auf jeden Fall weiter bloggen,

11:46

also wird das Logbuch bestimmt weiter erscheinen, hier auf diesem Blog,

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auch Teil dieses wird auf jeden Fall Teil dieses Podcast bleiben,

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aber ich überlege ob ich gewisse Prosa auslagere, vielleicht in eigene Newsletter, mal gucken aber,

12:05

Es ist wieder diese Zeit des Jahres. So, springen wir weiter.

12:11

15. Dezember 2014, also elf Jahre her, als ich diesen Text schrieb.

12:18

Überschrieben ist er mit dem Begriff geliebte Wut.

12:24

Oh, und die ist in der dritten Person geschrieben. Guck mal, habe ich auch gemacht.

12:29

Die Wut, von der er gar nicht sagen konnte, woher sie so plötzlich gekommen

12:33

war, verzog sich aus seinem Bauch.

12:37

Zurück blieb ein leichter Druck um seinen Magen.

12:40

Unmöglich war der mit Schmetterlingen zu verwechseln. Ob es am November lag,

12:44

hatte er sich schon oft gefragt.

12:46

Andere Menschen verliebten sich im Frühling. Der passte viel besser zum Gefühl,

12:50

als der verwesende Rest des Jahres, dessen Ereignisse wie Torf auf seiner Seele lagen.

12:56

Es war schon 10 Uhr vormittags und würde heute nicht mehr richtig hell.

13:01

Tapfer wehrte er sich gegen den Drang, in die wohlige Tiefe seiner Melancholie

13:05

einzusickern, die sich nun dort breitmachte, wo die Wut Platz gemacht hatte.

13:11

Er blickte auf die Balkone gegenüber, auf die Satellitenschüsseln,

13:16

die alle auf denselben fernen Punkt ausgerichtet waren.

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Hinter ihnen flackerte kaltes Licht, die Wiederholung der letzten Wetten,

13:24

dass Sendung vielleicht oder eine türkische Soap-Opera.

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Als in ihrem Schlafzimmer das Licht anging, fiel ihm auf, dass sie keine Schüssel

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am Fenster hängen hatte.

13:36

Das gefiel ihm gut, so wie ihm eigentlich alles an ihr gefiel.

13:40

Sie war anders als andere Frauen, eigentlich in allem, was sie tat.

13:45

Manchmal saß sie bei gutem Wetter an dem Fenster, das seiner Wohnung gegenüber

13:49

lag, und lackierte sich gemütlich die Nägel.

13:53

Dabei rauchte sie eine Zigarette, deren Rauch ihr immer wieder in die Augen geriet.

13:59

In dieses verzweifelte Zwinkern hatte er sich damals verliebt.

14:03

Ihre Zigaretten hatten einen goldenen Rand um den Filter, das konnte er sehen.

14:08

So nah waren ihre Häuser aneinander gebaut.

14:12

Manchmal winkte sie hier rüber und manchmal warf er dann einen Luftkuss zurück.

14:17

Ob sie ihn wiedererkannte? Seit diesem Abend im Juli 2006, als sie ihm einen

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klebrigen Kuss auf den Mund gesetzt hatte, der mehr versprach als er hielt,

14:27

war sein Leben durcheinander geraten.

14:29

»Sie hatte nichts damit zu schaffen«, sagte er sich immer wieder,

14:32

»sie waren nur Verheißung und Auslöser zugleich.« Als ihre Lichter ausgingen, schreckte er hoch.

14:39

Wie lange hatte er hier sinnierend gesessen? Viel zu lange.

14:43

Martin und Sandra erwarteten sich ja schon, dass er mit dem Baumaterial anrückte. Er musste los.

14:49

Einen letzten Blick warf er noch auf Iris Wohnung, bevor er die Tür zu seiner Bude schloss.

14:54

Als er sein Fahrrad aufschloss und den Regen der Nacht vom Sattel wischte,

14:58

kam sogar kurz die Sonde hervor, um ihn zur Flora zu begleiten.

15:02

Sie hatten sich viel vorgenommen heute. Am Dach begann es zu lecken dort oben,

15:07

wo Iris ihn das erste Mal geküsst hatte, als sie im Sommer dort oben eine endlose Wache schoben.

15:13

Irgendwann würde er zu ihr herübergehen, aber das hatte bis nach Weihnachten Zeit.

15:18

Vielleicht war bis dahin seine Wut ganz verflogen.

15:23

Und es ist ja auch sehr lustig, ich lese ja diese Texte auch das erste Mal meistens

15:29

wieder und vor elf Jahren im Dezember gab es einen kleinen Skandal rund um die rote Flora,

15:38

dem selbstorganisierten linksradikalen Stadtteilzentrum, das wir hier in Hamburg

15:45

glücklicherweise haben.

15:48

Und da gab es einen Skandal über eine verdeckte Ermittlerin,

15:52

die Polizistin war und sich in die.

15:57

In eine Gruppe eingeschlichen hatte und ein Verhältnis mit einem der jungen Aktivisten dort hatte.

16:05

Und ich glaube, dieser Umstand hat mich inspiriert. Und ich glaube,

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sie hieß sogar tatsächlich Iris.

16:11

Ich weiß nicht genau, wie sie in Wirklichkeit heißt. Aber ihr könnt das mal recherchieren.

16:17

Verdeckte Polizistin, Verhältnis, Rote Flora, dann kriegt ihr den Kontext zu

16:23

diesem von A bis Z ausgedachten Text.

16:30

Und da Weihnachten enthält, ist er wahrscheinlich auch in meiner Suche aufgetaucht.

16:36

Der nächste Text ist vom 22. Dezember 2014 und heißt Sterne ohne Maß.

16:47

Maß halten ohne Punkte zu zählen, das ziemt sich.

16:51

Ziel erreicht. Die inneren Kontrolleure haben immer recht.

16:56

Das war die Regel bis gestern. In mir ist genug Liebe für drei Kerle,

17:00

und wenn die Rauhnacht ihren schwarzen Mantel über die Stadt legt,

17:04

will ich nichts mehr essen, nichts trinken.

17:07

Der Mund bleibt trocken, keine Wärme strömt aus Ottensinn, selbst wenn Jahrtausende

17:12

altes Licht auf die nassen Straßen fällt.

17:15

Zu vieles ist ungeordnet, keine Ruhe findet sie im Chaos meine Welt.

17:20

Weihnachten steht vor der Tür und bricht dir das Herz. Du Witzbold wolltest

17:25

es wissen, geh dich umziehen.

17:29

Ja, das ist so 1A-Ekretör-Automatik. Wahrscheinlich hat das für mich damals

17:37

einigermaßen Sinn gemacht,

17:39

macht es jetzt nicht mehr, aber es liest sich einfach mal so weg und ist 1A-Dadaismus.

17:46

Surreal Kein Mensch kann wahrscheinlich nachvollziehen Auch ich nicht mehr Welche

17:55

Erfahrungen Und Gedanken Sich in diesem Text wiederfinden.

18:01

Spiele-Erfinder vom 26. Dezember 2024, also von letztem Weihnachten.

18:11

Am zweiten Weihnachtstag sitzen die übrig gebliebenen des großen Weihnachtsschmaus

18:17

am Frühstückstisch und verspeisen die üppigen Reste.

18:22

In der Familie meiner Frau gilt nach wie vor der Nachkriegsgrundsatz,

18:26

man habe besser zu viel als genug.

18:31

Gestern haben wir ein Spiel gespielt, Hitster, das hat viel Spaß gemacht.

18:36

In a nutshell, man rät das Erscheinungsjahr eines Songs im Team, gegen andere Teams.

18:42

Beim Frühstück sprechen wir darüber, als B sagt, solche Spiele erfinden wir

18:48

in unserer Familie doch am laufenden Band.

18:50

Und in der Tat, nicht nur werden Spiele verändert, wenn sie den sönnigsten Frauen

18:55

nicht gefallen, Es werden ganz eigene Spiele erfunden.

19:00

Wir sind regelmäßig über ein Dutzend Leute an Weihnachten und wer nicht in der

19:04

Kellerbar abhängt, spielt nebenan, in dem Kellerraum, der mal ein Schwimmbad

19:09

werden sollte, Runde am Tischtennistisch.

19:13

Es gibt nur vier Schläger, weswegen schnell alles Mögliche als Schläger umfunktioniert wird.

19:18

Kissen, Strandballspiele und sogar ein Ex-Panda aus den 70er Jahren.

19:22

Das ist sehr lustig und still frage ich mich, ob es wohl einen Verlag auf der

19:26

Welt gibt, der das als Spiel des Jahres küren würde.

19:35

Das sind Dinge, da freue ich mich zu Weihnachten schon drauf, ehrlich gesagt.

19:40

Dieses gemeinsame Zusammenkommen mit den Familien, gut zu essen,

19:45

einen guten Tropfen Wein zu trinken.

19:48

Nicht zu viel, weil ich muss immer noch fahren, wenn es zur Familie meiner Frau geht.

19:55

Andersrum ist der Deal genauso.

19:59

Aber es ist einfach wunderschön, da zusammen zu sitzen und zu spielen.

20:05

Der nächste Text heißt »Zurück nach Westerland« und ist vom 29. Dezember 2021.

20:13

»Morgenseiten« vom 29. Dezember. Dein Name auf einer Kaffeetasse, das ist geblieben.

20:20

Von den Sonnenstrahlen, dem Sand zwischen unseren Zehen, der bei jedem Schritt

20:25

ein wenig hochgedrückt wird wie Brotteig,

20:29

von den klaren Spuren, die wir auf unseren Spaziergängen an der Kante zur See

20:34

hinterlassen haben, ist nichts mehr übrig.

20:38

Wenn der Schlager recht behält, ist die Ordnung wiederhergestellt.

20:42

Keine Spuren im Sand sind von Dauer.

20:45

Namen auf Tassen hat noch keiner besungen. Das beschützt sie vor der Willkür

20:51

und dem Schmerz der Nostalgie.

20:54

Die Regentropfen von letzter Nacht nach ihrer Metamorphose von tosender Nordsee

21:00

zu norddeutschem Nieselregen erschöpft, hängen lustlos an der Gartenbank.

21:05

Jederzeit bereit zu fallen.

21:08

Sich ein weiteres Mal zu wandeln, in Grundwasser oder so, überlegen vielleicht,

21:14

sich der Flottbeck anzuschließen oder der Teufelsbeck,

21:18

sinnig sich in die Elbe gleitend wieder in der Nordsee aufgehen,

21:22

das ist ein Plan, ein guter, wie ich finde. Ob P. davon weiß?

21:28

Wasser plant nicht, würde sie sagen, und ohne den Kreislauf näher verstehen

21:33

zu wollen, uns noch einen Kaffee aufbrühen.

21:36

Mit springend kochend Wasser, das wütend über die zerfetzten Kaffeebrunnen herfallen

21:41

würde, von einer Flut an Erinnerungen betäubt, betrogen um die Reise zurück nach Westerland.

21:52

Darf ich sagen, wenn ich Texte gelungen finde? Den finde ich gelungen.

22:01

1. Januar 2025, also dieses Jahr. 500 zeigen.

22:08

Na, Vorsätze fürs neue Jahr? Ich nicht.

22:13

Je üppiger die Pläne blühen, umso verzwickter wird die Tat.

22:18

Man nimmt sich vor, sich zu bemühen, und schließlich hat man den Salat,

22:22

schrieb uns Erich Kästner, der weise Deutsche, einst ins Lebensbuch.

22:26

Auch im Neujahr 2025 starten viele voller Elan und Plan in einem Januar,

22:33

der dem Dezember von vor 24 Stunden zum Verwechseln ähnlich sieht.

22:38

Alles wandelt sich und bleibt Konstanze. Gilt immer das, was meine Omi mir rät,

22:45

nimm die nix für, denn sly die nix fehl.

22:48

Was auf Plattasch so viel heißt wie, wenn du nichts planst, kann auch nichts in die Hose gehen.

22:55

Auch 2025.

22:58

Hinweis an dich selbst, auch 2026.

23:05

Der letzte Text ist vom 2. Januar 2015 und heißt Love Does Not Hurt und passend

23:12

zur Jahreszeit hat wieder Regen.

23:14

Eine Hauptnebenrolle in diesem kleinen Text.

23:20

Für den ganzen Tag war starker Regen vorhergesagt, den ein steifer Wind aus

23:25

West von der Nordsee über meine Stadt fegen sollte.

23:29

Bisher nieselt es nur, als ich einen Blick in den Baum vor meiner Terrasse warf,

23:34

dessen Arme sich leblos in den grauen Himmel reckten.

23:38

Es dauert bis nach Weihnachten, bis die letzte lebhafte Erinnerung an den vergangenen

23:42

Sommer so verblasst, dass es mir schwerfällt, mir vorzustellen,

23:46

wie dieser Baum in vollem Grün aussieht.

23:50

Und es kommt ein Gedanke, der mich schockiert. Was, wenn jetzt immer Winter bliebe?

23:57

Ich hatte neujahr keinen Kater, dafür müsste ich vorher gesoffen haben,

24:01

hab ich aber nicht. Ich hab getanzt.

24:04

Der scheidende Ja mit Nostalgie vertrieben und dazu gehört in meinem Alter Musik.

24:09

Aus einer Zeit, als wir ernsthaft hofften, mit Musik die Welt verändern zu können.

24:15

Als das Telefon klingelt, pocht mein Herz ein wenig schneller. Dabei ist es nur Anke.

24:20

Sie fragt nicht, wie ich herübergerutscht bin, was ich an ihr immer sehr sympathisch finde.

24:25

Sie fragt nie Sachen, die alle anderen fragen.

24:29

Wie geht's dir, käme ihr nicht über die Lippen.

24:32

Stattdessen beginnt sie unser erstes Gespräch im neuen Jahr mit einer Frage.

24:36

»Peter, sag mal schnell, was ist der Unterschied zwischen Hoffnung und Erwartung?«.

24:43

Es stellt sich heraus, dass sie bei einer Freundin auf Facebook einen Sinnspruch

24:46

gelesen hat, das nicht die Liebe Schmerzen verursacht, sondern die Erwartung.

24:51

Und da hat sie gestutzt. Zu Recht, wie ich finde, denn sie hat gerade Liebeskummer.

24:57

Und erwartet hatte sie von ihr nicht viel, aber gehofft eine Menge.

25:01

Nun fühlt sie sich schuldig, das arme Ding.

25:05

Plus, plus, plus. Das ist übrigens eine Methode in der Ecriteur-Automatik,

25:10

Wenn man einen Gedanken-Stream verlässt und einfach beim nächsten Wort,

25:16

bei der nächsten Sensation weitermacht,

25:19

damit die Leute wissen, jetzt geht es mit etwas vollkommen anderem weiter,

25:23

kommt ein Plus, Plus, Plus oder ein Abseits oder ein Sternchen oder ein willkürlicher

25:29

Buchstabe, auf jeden Fall irgendwas, was klar macht, so hier geht es jetzt neu weiter.

25:33

Die kleine Feldmaus vor meiner Terrassentür ist entweder mutig oder verrückt.

25:38

Obwohl ich mich ungeniert bewege, sammelt sie Nasenhörner für ihr Nest ein,

25:43

das sie in einem Korb neben der Küchentür baut.

25:46

Sie hat das wohl für eine gute Idee gehalten, warm und nach drei Seiten geschützt,

25:51

liegt im Korb auch noch Kaninchengrün.

25:54

Ein Mäuseparadies, dem sie nicht widerstehen konnte.

25:58

Bisher lässt sie sich von der Gefahr, die ich unleugbar darstelle, Nicht irritieren.

26:06

Plus, plus, plus. Ich verschwende nichts, nichts, was nicht schon dir gehört.

26:12

Verschwendung ist mein Luxus.

26:17

So, mit diesem kurzen Gedanken, dass Verschwendung Luxus sein kann,

26:21

Loswerden Luxus sein kann, einfach auch Loslassen Luxus sein kann,

26:26

entlasse ich euch in die Weihnachtstage mal gucken.

26:31

Vielleicht habe ich ja Bock, Heiligabend oder zwischen Mittwoch und Mittwoch

26:36

noch was aufzunehmen, über Silvester oder was weiß ich, über Neujahrspläne.

26:41

Ein bisschen angeklungen ist das ja schon.

26:44

Ich bedanke mich bei inzwischen über 200 HörerInnen dieses Podcasts.

26:50

Herzlichen, herzlichen Dank.

26:52

Pro Folge sind das Unique Listeners, wie er so schön heißt im Statistikdeutsch,

26:59

von über 50 und das fühlt sich gut an.

27:04

Ich habe in diesem Jahr, um auch nochmal ein bisschen dankbar zurückzublicken,

27:08

mich zu bedanken bei meinem jahrelangen wundervollen Sponsoren Christoph,

27:16

meinem ersten Chef beim Village Wonderland,

27:19

von dem ich ganz besonders stolz bin, dass er diesen Podcast vielleicht hört,

27:24

aber auch meine Texte liest.

27:25

Und von den 20 netten Menschen, die mir entweder regelmäßig oder meistens einmalig

27:33

über Kofi einen Kaffee oder ein Bier ausgegeben haben. Herzlichen Dank dafür.

27:40

Falls du auch Lust hast, diesen Podcast zu supporten oder dir neugierig geworden

27:47

bist und sagst, E-Kritur, Automatik, 500 Zeichen, Logbuch, was ist das eigentlich?

27:52

Ich habe meine E-Books, die man bei Thalia auch als Hardcover kriegt oder bei

27:59

Amazon als Hardcover bekommt, bei Ko-Fi zum Download,

28:05

kostenlosen Download zur Verfügung gestellt.

28:08

Den Link findest du in der Beschreibung des Videos oder des Podcasts. Cast.

28:14

Lagt dir bitte alles runter. Ich möchte nur, dass die Dinge gelesen werden.

28:19

Ich freue mich über Feedback, sowohl über diesen Podcast als auch,

28:23

Über die Texte, die ich so schreibe und dir schicke. Und gib mir gerne ein Bier

28:28

aus. Ich freue mich sehr.

28:29

Und wenn du möchtest, dass du in diesem Podcast genannt wirst,

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dann sag kurz Bescheid. Da mache ich das sehr gern.

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Christoph hatte jetzt keine Wahl. Dafür supportet er mich schon zu lange.

28:40

Also, Christoph und allen anderen HörerInnen,

28:45

gesegnete Weihnachten. Kommt ein bisschen runter. Genießt die rauen Nächte.

28:50

Lasst das ganze Jahr nochmal Passage laufen vor eurem inneren Walk und immer

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dran denken, die Handeltasche muss lebendig sein.